Warum wir immer etwas Besseres suchen
Entweder kommen wir zu einer Trennung selbst zu diesem Entschluss oder lassen uns beeinflussen. Aber eines steht fest, viele sind immer auf der Suche nach etwas Besserem. Diese ewige Suche treibt viele umher und selten können wir unser Glück (be)greifen und fassen.
In wohl keiner Beziehung auf dieser ganzen Welt ist alles perfekt. Aber viele suchen nach dieser einen echten – wahren – vollkommenen Liebe. Immer wieder prasseln negative Meldungen/Schlagzeilen auf uns ein, wie sollen wir hier filtern und etwas Positives daraus kreieren. Ich spreche mit vielen Menschen, was das absolute Glück ausmacht, die beste Beziehung ist. Immer wieder gibt es tolle Ansichten, aber eben auch trübe Momente, als Antwort. Warum haben viele diese Geduld nicht mehr und nehmen lieber den schmerzhafteren Weg der Trennung? Stürzen sich in neue Abenteuer oder brauchen wieder diese „neue“ Bestätigung? Warum erkennen viele das Glück nicht mehr?
Schon jetzt ist bekannt, dass das Geschäft mit der Liebe ein Millionen-Umsatzmarkt mit lohnender Investition in die Zukunft ist. In unzähligen Tests von nie enden wollenden Seiten und Apps, die ich vorgenommen habe, um vielen eine kleine Einschätzung zu bieten, kristallisiert sich immer ein Bild (der Flirtenden) heraus, „der/die Perfekte“ muss es sein. Es ist zwar nicht ausgeschlossen sich online zu verlieben, jedoch ist der Preis im eigentlichen Sinne unnötig und kostenlos gibt es nur das G**gle Prinzip. Zu sehr sind Seiten und Apps darauf aufgebaut (und ausgerichtet), dass Jede*r irgendwann trotzdem seinen Beitrag leisten wird. So ist hier ein Umsatzanstieg von rund 23,4 % (Quelle/abgerufen am 15/06/22) im Datingmarkt zu verzeichnen. Auch dass 46 % (aus 2021 – Quelle/abgerufen am 15/06/22) der Befragten das Beziehungsmodell für die Zukunft anzweifeln (Das monogame Beziehungsmodell wird seltener werden). Die Scheidungsrate im Jahr 2016 betrug in Deutschland 39,6 % (Quelle/abgerufen am 15/06/22) und liegt damit im Mittelfeld beim weltweiten Vergleich. Und wer noch eine Prognose/Untersuchung haben möchte, „2040 wird voraussichtlich jeder vierte Mensch in Deutschland alleine wohnen“ (Quelle/abgerufen am 15/06/22). Trautes Heim, Glück alleine?
Aber warum suchen wir immer etwas Besseres? Warum denken wir, dass es immer noch etwas Passenderes geben müsste? Einigen fehlen Vorbilder und diese können irgendwelche Rapper oder Influencer selten sein. Des Weiteren nehmen sich einige einfach keine Zeit mehr, in eine Beziehung zu investieren und andere wiederum nehmen sich zu viel Zeit für ihre Gedanken. Ein Teufelskreis.
Wir können bei fast allem immer wieder neu wählen, bei nahezu unbegrenzter Auswahl.
* einige Antworten angepasst, https://www.zeitgeistich.de/die-ewige-sucht-nach-veraenderung/ abgerufen am 15/06/22
Ein neuer Partner? App. Ein neues Sofa? Ikea. Eine neue Wohnung? Immoscout. Ein Job, am besten im Ausland? Monster & Stepstone. Neue Bücher (oder sonst neuen Krempel)? Thalia. Eine tolle, neue Reise? AirBnB. Ein neues Auto? Mobile.de. Ein neues Haustier? Kein Problem. Alles kein Thema, in wenigen Klicks ist es verfügbar.
Wir haben Angst, etwas zu verpassen.
Und da bringt es Luise – Danke an dieser Stelle – auf den Punkt, »Wieder vertrauen, dass alles für irgendwas gut ist.«, wie es entstanden und zusammengefügt wurde. Aber wir haben Angst davor etwas zu verpassen, vielleicht den Traummenschen zu verpassen, diese eine wahre Liebe. Schwupp haben wir jemanden kennengelernt, weil wir in der Beziehung irgendetwas vermissen oder es gerade nicht greifbar ist und schon beginnt diese im Ganzen angezweifelt zu werden. Schon bestärken uns unsere Freunde in unserem Tun. Wenige Freunde hinterfragen es und sind offen/ehrlich in der Rückmeldung/Spiegelung, einige versuchen eine ganze Palette an Negativem zusammenzustellen und können dann nicht mehr viel Positives finden. Gut, dass es vorbei ist, du findest etwas Besseres, Neues, Wahres, etwas Passenderes.
Unsere Welt ist schnell und wir beschäftigen uns nicht mit den wichtigen Themen. Frauen können innerhalb von Minuten einen Sexpartner finden, Männer tun sich hier etwas schwerer, weil das Gleichgewicht hierbei nicht stimmt (die Suche von Frauen/Männern). Innerhalb weniger Minuten können wir, wie im Katalog eine*n neue*n Partner*in auswählen, wisch und weg. Aber an etwas zu vertrauen, einer gemeinsamen Zweisamkeit zu vertrauen oder sich mit einer Beziehung auseinanderzusetzen, haben einige verlernt. Denn garantiert ist alles für irgendwas gut, auch so eine Trennung. Ein bewährtes Mittel könnte dabei so Nahe liegen, Zettel & Stift, Punkte aufzugreifen und in Gesprächen abzuarbeiten. Mindestens, sich mehrmals im Monat dafür die Zeit zu nehmen. Oder wie es Luise beschreibt:
… oder mit der vergangenen Beziehung, die Verletzungen hinterlassen hat. Bääääh, das könnte ja anstrengend werden. Einen der vielen Neuanfänge zu beginnen (ich könnte ein Instrument lernen? Oder Spanisch?) ist doch viel, viel einfacher als sich mit dem Müll von gestern zu beschäftigen, der mich vielleicht unterbewusst doch mehr prägt, als ich zugeben will. Also flüchten wir uns …
https://www.zeitgeistich.de/die-ewige-sucht-nach-veraenderung/, abgerufen am 15/06/22
Wir flüchten uns, selten bekommen wir den Spiegel vorgesetzt, egal ob von einer/einem Partner*in oder einer/einem Freund*in. Denn so ein Gespräch ist anstrengend, so eine Wahrnehmung könnte weh tun. Ich habe ein kleines Beispiel für euch: „Ich kann mich nicht beim Kellner beschweren, dass das Essen nicht kommt, wenn ich noch gar nicht bestellt habe“. Warum haben sich zwei Menschen damals für einen gemeinsamen Weg entschieden? Bestimmt nicht, weil sie gedacht haben, „Lass es uns einfach mal ausprobieren“, sondern auch, weil Körper und Kopf entschieden haben, es ist eine perfekte Kombination, nicht nur für die Gene. Dass in einer langen Beziehung oder Ehe irgendwann/irgendwas einschläft, ist also vollkommen normal, aber wer es nicht anspricht, kann auch nicht erwarten, dass sich etwas verändert oder verbessert. Viele haben diese Sucht, nach Aufmerksamkeit, diese höchstmögliche Anerkennung, sonst holen wir uns diese Bestätigung einfach bei Anderen. Dabei muss sich der Partner oder die Partnerin gar nicht verändern, sondern es erstmal erkennen können. Keine*r ist also perfekt, aber zu selten erhalten wir einen ehrlichen und offenen Spiegel vorgesetzt und können daraus lernen oder erst dann, wenn es schon ein Ende der Beziehung gab. Gut, schön für die Nächste/den Nächsten? Schon haben wir wieder den Fluchtgedanken, anstatt uns ernsthaft Dingen zu stellen. Wir sollten also in die nachfolgende Aussage mehr Energie hineininterpretieren und sie verinnerlichen, als gleich wir damit nicht alles akzeptieren müssen, aber damit weniger flüchten würden:
Liebe mich dann, wenn ich es am wenigsten verdient habe, denn dann brauche ich es am meisten.
Es ist also normal, dass dieser Forscher- und Erlebnisdrang existiert. Denn sonst wäre unsere Gesellschaft nicht da, wo wir jetzt sind und sonst hätten wir auf dieser Welt nicht so viele – oder bedauerlicherweise immer mehr werdende – getrennt erziehende Mütter und Väter. Dass diese „die Suche nach dem Stärksten“ oder eben „die Suche nach dem Besten/der Besten“ unterstreicht, die Antwort, sie ist also gewissermaßen auch in der Biologie/Natur zu finden. Es liegt aber an uns, wie wir damit umgehen und wie wir Glück und Positives erkennen und bewerten, ohne stetig auf der Suche nach etwas Besserem sein zu müssen …
Vieles wurde in der Ich-Perspektive formuliert, ohne dass dies einen Rückschluss
auf meine Person oder eine ableitbare – interpretierbare Situation erzeugen soll.