Die verstummenden Flirts
Stellen Sie sich vor, du schreibst mit einer Frau, die so perfekt ist, die so viel Interesse an deiner Person hat. Wie es in unserer Gesellschaft schon verblasst, denn jeder will nur noch im Mittelpunkt stehen. Viele haben gar kein wirkliches Interesse mehr, an ihrem Gegenüber. Viele versuchen nur ein paar Eckpunkte abzuklären und in der Schnelle zu prüfen, ob es genug Gemeinsamkeiten gibt. Nein, diese Frau hatte ehrliches, wahrhaftiges Interesse und wir haben etliche E-Mails geschrieben. Seitenlang, tagelang und ja es gab sogar Gemeinsamkeiten. Unter anderem, beide kein Facebook, ist ja in unserer heutigen Zeit eine Entscheidung gegen das „Schwimmen mit dem Strom“. Zumal es genug im Freundes und Bekanntenkreis gibt, die an Facebook so festhalten wie Google und man sich überlegt, ob man diese noch zu seinen Freunden zählen wolle. Aber natürlich gab es auch hier ein paar Kleinigkeiten, meistens können oder kommen viele nicht damit klar, wenn man Kinder hat. Viele wollen noch frei sein, ihr Leben genießen, die Welt kennenlernen und herumreisen. Aber in jeder E-Mail gab es den Satz, den man mittlerweile wohl nur noch als Floskel abtun muss: „Ich freue mich auf eine Antwort“, ist wohl so viel wert wie: „Mit freundlichen Grüßen“. Ich bin enttäuscht von einigen Frauen und immer wieder fragt man sich, wo dieser perfekte Mensch wohl sein soll, den viele Frauen Tag für Tag suchen. Ob im Internet oder auf den vielen Dating-Veranstaltungen, auf Tinder oder im Fernsehen.
Eine Frau sagte mir mal nach, ich hätte einen tollen schwarzen Humor, den sie mochte und so war ich hin und weg, eine Frau kennengelernt zu haben, die dafür viel übrig hatte. Nennen wir sie Franziska, damit die Frau auch einen Namen trägt. So habe ich also viele E-Mails, Freude und Interesse an Franziska entwickelt. Natürlich möchte man so eine Person auch mal live kennenlernen, ihr in die Augen blicken, ihren Stil kennenlernen, ihre Art, ihr Wesen. Aber es dürfte bekannt sein, dass Frauen viel mehr überlegen, abwägen, abschätzen und vorausdenken. „Passt er zu mir, könnte ich mir eine Zukunft vorstellen, will ich mit diesem, Kinder?“. Es liegt eben in der Biologie, dass diese Prüfmuster bei jeder Frau vorhanden sind und diese bei manchen immer und immer wieder vorrangig sind. So sind einige Frauen ihr halbes Leben mit diesen Prüfmustern und diesem Nachdenken beschäftigt. Anstatt zu leben und den Bauch zu entscheiden. So habe ich Franziska, E-Mail für E-Mail besser kennengelernt und mehr über sie erfahren. Ich fand sie aufregend, spannend und sie war interessiert. Der nächste Schritt war nach ein paar E-Mails somit geboren und wir beide hatten den gleichen Gedanken, ein Treffen, so war neben der Floskel: „ich freue mich auf eine Antwort“, ein weiterer hinzugekommen: „falls denn Interesse besteht“, auf ein Treffen. Man denkt, einen besonderen Menschen gefunden zu haben und freut sich auf diesen.
Es war ein Sonntag und ich liebe Pünktlichkeit, somit fuhr ich früh los, damit ich auch äußerst früh am vereinbarten Treffpunkt bin. Also über pünktlich stand ich dort und wusste eigentlich nicht genau, wonach ich Ausschau halten sollte. Ich habe sie noch nie gesehen, es war für mich wie ein Blind-Date, sie kannte mich von einem Foto. Davon gibt es von mir ja ein paar, hier und da. Aber was ich in solchen Momenten immer gerne tue, ich stelle mir vor, wenn diese Frau die gerade vorbeiging, eben mein Date wäre oder diese. Ich wünschte mir also eine Frau, die auch in etwa, meinen Vorstellungen entsprach und ich nicht gleich beim ersten Augenblick die Flucht ergreifen müsse. So wartete ich und ein paar Minuten später, kam sie. Ich kann gar nicht mehr sagen, was mir in diesem Moment durch den Kopf gegangen ist, aber ihr Outfit war schlicht und doch etwas Besonderes. Ihr Auftreten etwas schüchtern, aber trotzdem selbstbewusst und von ihrer Stimme würde ich gerne jeden Abend etwas hören. So sanft und schön, so ruhig und doch energisch, so weich und sexy.
Geplant hatten wir eigentlich nicht viel, gut, eigentlich gar nichts. So liefen wir dort hin und dort hin und redeten viel. Wir haben uns dann nach einem guten Fußmarsch, auf eine Bank gesetzt, es war warm, für manche auch heiß. Das schöne ist, wenn man Körpersprache lesen kann und der Körper verrät einem viel über sein Gegenüber. Das was man nicht lesen kann oder erst viel später, ist das was er oder sie denkt. Franziska hatte eine offene Körpersprache und so verriet einem der Körper relativ schnell, dass hier Interesse besteht. Denn wenn man sein Gegenüber unbemerkt spiegelt, was Frauen tun, ist dies ein Interesse, dass einem der Körper damit signalisiert, „ich fühle mich wohl“. Andere Frauen wiederum spielen in den oder mit den Haaren, es liegt also immer an der Frau, welche Signale der Körper fast automatisch und für viele unbemerkt preisgibt. Franziska war am Abend dann doch mehr erstaunt, als ich, dass wir den ganzen Nachmittag mit vielen Gesprächen und Themen füllen konnten und wenig Platz für Pausen aufkamen. Wir verabschiedeten uns mit einer weiteren Floskel. Entschuldigung, dass ich vieles nur noch als Floskel sehe, aber unsere Gesellschaft schafft es leider nicht mehr ehrlich und aufrichtig zu sein. Selbst die Frage nach „Wie geht es dir“, ist mittlerweile zur Floskel geworden, die gleichzusetzen ist, mit einer Verabschiedung in einem Geschäft in London. So können wir wohl auch bei Dates nicht ehrlich sein oder müssen bei jeder Absage erstmal darüber schlafen, um es dieser Person dann mitzuteilen. Aber zurück zu Franziska. An diesem Sonntag hatten wir wirklich viel gelacht, immer wenn ich so viel lächeln und lachen muss, ist danach mittlerweile mein Kiefer etwas verspannt und ich erinnere mich an solch schöne Momente zurück. Vielleicht ahnen sie es schon, dass es enttäuschenderweise kein schönes Ende, dieser Geschichte gibt. Und das nicht, weil ich dies mir nicht gewünscht hätte oder habe. Auch nicht, weil nach dem Treffen noch irgendetwas passiert wäre oder sich etwas Grundlegendes verändert hatte. Nein, stellen sie sich einfach vor, dieser Mensch würde versterben, gut vielleicht etwas hart und Franziska ist keineswegs verstorben. Eigentlich gibt es ja die 3-Tages Regel, aber scheiß darauf, keine Ahnung wer sich diese ausgedacht hat. Ich habe ihr eine SMS geschrieben, noch am selben Abend. Ich bin einfach manchmal etwas ungeduldig, eine mittlerweile bekannte Schwäche von mir, wenn man es so deuten möchte. Aber die Kommunikation ist so erstickt, als hätte man seine sexuellen Vorlieben direkt nach dem ersten Treffen geäußert. Es kam, nach dem Treffen, keine einzige Antwort mehr.
Kein Grund, keine Absage, keine Reaktion, einfach nichts…