Die Freakshow Magier Tour
Freaks? Sensationell? Ähm, wo?
Dafür bin ich fünf Stunden gefahren, dass dies alles an Applaus ist, lautete Christophers Stimme nach dem rockigen Intro. Eher scherzhaft, aber nur für seine Erscheinung ein tosendes Publikum zu erwarten, okay. Ach ja, ich bin ebenfalls fünf Stunden gefahren, bekomme ich nun bitte einen dicken Applaus? Und tatsächlich, hat mich eine Mücke auf den Weg gestochen, völlig unglaublich, wie hat die das nur geschafft, aber darum geht es jetzt nicht …
Wo waren inzwischen die Freaks? Oder sind damit die typischen Klischees gemeint: »So jetzt brauche ich einen Mann, für das Anziehen der Zwangsjacke«. Dort versuchte er es innerhalb von zwei Minuten, sich daraus zu befreien, stimmt das könnte gar keine Frau, also ihm die fest genug anziehen. Was wäre die Welt ohne Klischees!
Stimmt die Musik, die immer wieder seine Stimme übertönte, war stellenweise wirklich schön laut, wie es einige mögen. Aber es waren leider keine „Nummern“ dabei, die jetzt wirklich neu, besser oder spektakulär verkauft wurden, als jede*r sie schon bei Supertalent & Co sehen konnte/n. Keine Frage, etwas live zu sehen ist schöner und etwas anderes, wenn es aber auch inhaltlich/unterhaltend stimmig ist. Ich weiß, Magie ist nicht (mehr) leicht und mehr oder weniger ein Sharing-System geworden oder alle kaufen beim gleichen. Moment, das mit den Münzen war wirklich klein, fein und sehenswert. Aber es ist wichtig zu zeigen und zu erwähnen, was viele vielleicht schon vergessen haben, in unserer schnellen Welt. Wie Christopher viral ging und berühmt wurde, mit dem Plastikbecher-Nagel in der Hand. Ich kannte ihn schon davor, ging doch immerhin viral, okay, schaue ich mir die Fernsehzusammenschnitte eben abermals an. Haha, Hammer. Kleiner Tipp von einem »Nicht-Influencer« zu »Viral-Christopher«, nur weil etwas viral ging, heißt es nicht, dass daraus etwas gemacht werden muss. Statt Becher sind es nun kleine Papiertüten, damit der Trick auch wirklich nicht mehr schiefgeht. Blöd nur, wenn der Trick einfach schlecht gemacht – oder umgesetzt wird.
Beeindruckend ist enttäuschenderweise etwas anderes. Schon beim Intro dachte ich mir, ähm, Intro, endet das auch mal? Oder sollen hier schon das Publikum etwas schläfrig werden, um dann das mit den fünf Stunden so beiläufig unterzubringen? Wir erinnern uns. Und dann kam da noch der witzige blaue Fleck Scherz, den wohl eine Person auf die Schnelle als Comedy verkaufen musste und deshalb im Intro wegen Urheberrecht-Info untergebracht hat. Haha, war das der Hammer. Oder wie es eine Dame aus dem Publikum meinte, »das ist aber nicht nett«. Okay, dann war es wohl doch nicht der Hammer.
An dieser Stelle sei wirklich erwähnt, ich benötige keine überwältigende – spektakuläre große Show, um beeindruckt zu sein, benötige keine Hammer-Gags oder irgendwelche tanzenden halb nackte Frauen, aber ich möchte unterhalten werden. Und wenn jemand kein Comedy-/Erzähl-Talent hat/besitzt, es einfach sein zu lassen. Ohne TV schauen zu »müssen« oder eine Buchlesung zu bekommen, von einem alten Schinken. Oder ob jemand Houdini kennt, ich kann es schon nicht mehr hören. Und dann sagte Lars (das ist der zweite Magier in der Show), „das kann übrigens jede:r nachprüfen“, wusste gar nicht, dass ich jetzt in einer Geschichtslesung bin. Das ist am Konzept von »Magier« leider vorbei und wenn Christopher Köhler dafür wirklich zwei Jahre in der Corona-Zeit diese Show dafür entwickelt hat – wie er es erwähnt –, dann lieber Christopher, hänge noch zwei Jahre dran. Keine Frage, dass es eine harte Zeit für Künstler*innen war. Aber wenn so etwas dabei herauskommt, dann hat etwas mehr gefehlt. Es wirkt wie ein Influencer auf der Bühne, der gefeiert werden will und alles aus einem Publikum an Applaus dafür herausholen möchte, einfach weil.
Ich erwähnte schon Lars, den zweiten Akteur der Show, der seine Sache vom Hobby zum Beruf machte. Gut, böse Zungen könnten nun behaupten, bleib lieber beim Hobby. Denn die Überleitung zu seinem neuen Hobby war wieder solch eine Geschichtspräsentation. Es wurden meist hauptsächlich Frauen auf die Bühne geholt, damit dieses männliche etwas ausgeglichen wird? Da haben wir wieder eine Frau aus dem Publikum, die die Menge lustigerweise besser unterhält, als Lars, der gerade mit seinen zugeklebten Augen nichts sehen kann. Aber obwohl Lars etwas sicherer wirkte, unterliefen ihm leider Fehler. Die vielleicht nicht jede*r sah, ich aber schon. Auch seine Tricks waren jetzt nicht neu, eben freakiger verpackt. Ach, da kommt der Name her.
Ausreichend oder sie haben es versucht, es gut zu verkaufen, könnte das Schlussurteil lauten. Ich weiß nicht wie »Promiflash« auf »Macht dem Titel Bad Boy alle Ehre«, gut das dies wieder typischer Genderschrott ist lassen wir inzwischen mal einfach unter den Tisch fallen, aber was genau hat Promiflash hier gesehen? Seine Wandlung war es, von damals zu jetzt oder seine Begrüßung oder geht es hier eher um das Intro und dann kommt er, ja das ist wirklich bad! Ja, gut, der Trick mit dem Auge, das ist wirklich eklig und ich liebe kleine Tricks. Ah, da kommen wir an dieser Stelle zu seiner besten Nummer, das mit den Münzen, klein – fein und wirklich sehenswert. Ach, hatte ich schon erwähnt? Ja, gut, ich musste den Artikel noch etwas strecken 😉
Ein Herr flüstert leise zu seiner Begleitung im Publikum „Das war aber leicht zu durchschauen“, es ging um Christophers Arm-Nummer und das ist wohl für eine Magic Show kein unbedingt gutes Urteil. Schade. Wer sich damit zufriedengeben möchte, kann die Show besuchen. Aber vielleicht wurde dazugelernt, denn 2024 wird schon angeteasert, dass es eine Magie 4.0 Tour geben soll und da – welch Überraschung – soll ein »echter« Comedian mit dabei sein, 😉 weitere Informationen zur Show gibt es auf: www.christopher-koehler.de
Dieser Artikel enthält Ironie und die Show wurde nicht komplett bis zum Ende angesehen, da es mich zu gelangweilt hatte. Und es tut mir sogar etwas leid, gerne hätte ich eine „Wow“-Rezession geschrieben, aber vielleicht war ich auch der einzige Freak …
» Dieser Artikel / diese Ausgabe, ist verfügbar bis zum 13.07.2028 «